Logbuch der Bailadora

SY Bailadora,Logbuch

Nach unserem letzten Schlag zu unserem vorläufigen Hafen in Marina di Pisa, legen wir heute früh an unserem Platz an und belegen unsere Leinen für die nächsten zwei Monate. Mit dem Zug und vielen kostbaren Erinnerungen im Gepäck geht es morgen zurück in die Schweiz. In den vergangenen 10 Wochen seit unserer Abfahrt in Sizilien fuhren wir lediglich 4 Marinas an, lagen insgesamt 42 Tage vor Anker (jeweils 17/18 und 7 Tage am Stück in unterschiedlichen Buchten) und verbrauchten diesmal praktisch keinen Diesel für das tägliche Vorwärtskommen. Adieu Bailadora, bis bald.

Die letzten Tage vor unserer Fahrt nach Marina di Pisa, wo wir unsere Bailadora über die hektische Ferienzeit der Italiener ruhen lassen, verbringen wir noch unbeschwerte Tage in den reizvollen Buchten im nördlichen Elba. Die Sonne scheint, das Wasser lädt endlich mit angenehmen Temperaturen zum Baden ein, und die Vorfreude bei uns auf die Familie und Enkelkinder zu Hause steigt von Tag zu Tag. Unvergessliche Erlebnisse durften wir gemeinsam mit viel Zeit und Genuss seit unserem Verlassen im April von Capo d'Orlando teilen, und wir freuen uns jetzt schon auf den kommenden Herbst, wenn es mit unserer Bailadora Richtung Sardinien gehen wird.

Wir wechseln heute in die 7 sm Nordwestlich entfernte Bucht Viticcio, in der es sich, trotz der unzähligen italienischen Freizeitkapitäne, welche sich am Wochenende in Scharen auf dem Wasser tummeln, geradezu beschaulich anfühlt. Kaum steht die Sonne etwas tiefer, löst sich der Spuck wie von selbst auf und ehe man sich versieht, ist man plötzlich noch eines der wenigen verbleibenden Boote vor Ort. Mit der untergehenden Sonne legt sich die Ruhe über diesen schönen Ort mit der Gewissheit auf eine idyllische Ankernacht.

Die Überfahrt zurück nach Portoferraio beschert uns zur Hälfte tollen Segelwind und wir verbringen die nächsten zweit Nächte vor Anker in der grossen Bucht Rada vor der Stadt. Diese ist zwar nicht die beschaulichste, aber dafür bietet sie viel Platz und ist praktisch rundum vor allen Wettern geschützt. Allerdings kehrt durch den vielen Fährverkehr nie ganz Ruhe ein und es steht immer ein wenig Schwell am Ankerplatz. Von hier aus ist die Stadt mit dem Dingi sehr gut zugänglich zur Besichtigung und für Einkäufe.

Eine erholsame Nacht liegt hinter uns und das allmorgendliche Möwengeschrei, (welches wir sehr vermissen werden), holt uns aus dem entspannten Schlaf. Nach dem Umrunden der Nordküste nehmen wir Kurs Korsika und legen nach 20 sm am frühen Nachmittag mit starkem Seitenwind in der Marina Macinaggio an. Ein komisches Gefühl, nach 18 Tagen ununterbrochen vor Anker wieder in die Hektik und das laute Treiben einer Marina einzutauchen. Nichts desto trotz, es hat natürlich auch seine Vorteile, die Versorgung gleich um die Ecke zu wissen, ohne stets unsere Schleppbarke bemühen zu müssen. Wir erledigen in den vier Tagen längst überfällige Arbeiten, waschen unsere Kleider und besuchen das Umland mit Bus und zu Fuss. (Bilder)

Nur 14 sm von der Küste entfernt liegt die Insel Giglio, spätestens seit dem tragischen Schiffsunglück der Costa Concordia im Januar 2012 für jeden bekannt. Das Ankeraufholen bereitet uns heute ein wenig mehr Aufwand, haben wir uns doch ein herrenloses, entsorgtes Fischernetz vom Grund angeeignet. Umso entspannter geniessen wir anschliessend das herrliche Aufkreuzen zu unserem Zielort. Wir erkunden die Insel mit dem Bus, was allerdings von lediglich 22 Strassenkilometer ziemlich überschaubar ist. (Bilder)

Der heutige Landgang ging heute zur Abwechslung für's Erste einmal sprichwörtlich in die Hose! Beim Übersetzten zum Stadthafen verlor unser Mercury Aussenbordhelfer permanent an Leistung, bis er sich schliesslich mit einem kapitalen Motorschaden von uns verabschiedete und seinen Dienst für die nächste Zeit verweigern wird. Nun ja, Glück im Unglück, Hilfe war schnell zur Stelle und Adolfo, ein sehr sympathischer einheimischer Taucher bot uns spontan und selbstverständlich an, uns mit seinem Boot wieder zurück an unseren Ankerplatz zu fahren. Nochmals vielen herzlichen Dank für diese grosse Hilfsbereitschaft. (Bilder)

Leider hat es nicht geklappt über die Insel Ponza nach Ostia zu fahren. Die Wind Aussichten lassen es nicht zu, vor Anker auf irgend einer Seite der Insel ruhige Verhältnisse vorzufinden. Wir entschliessen uns, über Nettuno einen zusätzlichen Ankerhalt auf halbem Weg nach Norden einzuplanen. Bereits hier sind an der offenen Küste die Verhältnisse schon so unruhig, dass der Schlaf diesmal eher an einen Achterbahnritt als demjenigen in „Abrahams Schoss” erinnert. Nicht unglücklich, zeitig in der früh diesen Platz verlassen zu können, lichten wir den Anker und nehmen Kurs Richtung Ostia. Muttertagsegeln, wie es schöner nicht sein könnte, kreuzen wir 50 sm auf und belegen nach 17 Tagen in Folge vor Anker das erste Mal wieder in einer Marina unsere Leinen. Hier werden wir eine Woche bleiben und die ewige Stadt Rom geniessen.

Wir starten am Sonntag zeitig, um die vor uns liegenden 52sm nach Agropoli noch vor Einbruch der Dunkelheit hinter uns zu bringen. Auch hier in Italien scheint der Frühling noch Startschwierigkeiten zu haben, das Wetter zeigt sich launisch und für die nächsten Tage ist Regen mit Blitz und Donner angesagt. Wir ankern in der kleinen Bucht der dem Hafen vorgelagert ist und wollen hier zwei Tage bleiben. Unser Kühlschrank gibt mittlerweile nicht mehr viel her und sehnt sich nach einer reichhaltigen Neubefüllung. (Bild)

Eine ruhige Ankernacht liegt hinter uns und wir freuen uns auf den heutigen Ausflug zum Monte San Biagio. Unser Vorhaben, wenigstens eine Teilstrecke zum 1 Stunde entfernten Maratea am Fusse des Berges mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen, gestaltet sich schwieriger als üblicherweise gewohnt. Geduld ist also gefragt, denn die publizierten Abfahrtzeiten an der Haltestelle decken sich süditalienisch typisch nicht unbedingt mit den launischen Gegebenheiten der ansässigen Dienstleister. Karin findet jedoch schnell eine gewinnbringende Lösung und fragt kurzerhand eine sehr nette, ortsansässige Signora, ob sie uns nicht an unser gewünschtes Ziel fahren würde. Spontan und ohne zu zögern willigt sie ein, und mehr noch, als wäre es das Selbstverständlichste überhaupt, fährt sie uns gleich zuoberst auf den Berg. Welch ein Glück, konnten wir doch dank dieser grosszügigen Geste glatt 2 Stunden Marschzeit einsparen. Am Schluss waren wir trotzdem noch über 3 Stunden talwärts unterwegs und waren nicht unglücklich, als wir an der Bucht endlich unsere Wanderschuhe ausziehen konnten. (Album)

Unseren nächsten Etappenhalt führt uns in das 30sm nördlich gelegen Maratea. Auch heute bringt uns der Motor und leider nicht die Besegelung an das reizvolle Ziel. Das schmucke Dorf mit den engen Gassen am Fusse des Monte San Biagio am Golf von Policastro gehört zur Region Basilikata und ist ein begehrtes, stark frequentiertes Ferienziel. Zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten zählen natürlich die Christus Statue Christo Reddentore sowie die Basilica San Biagio, die dem Schutzheiligen der Stadt, San Biagio, geweihte Kirche auf dem Gipfel des gleichnamigen Berges. Maratea ist auch als die „Stadt der 44 Kirchen” bekannt und hat ihren ursprünglichen Charakter über die Jahrhunderte erhalten. Wir werden Maratea morgen besuchen und sind gespannt, was uns erwartet. Diese Nacht verbringen wir vor Anker in der traumhaften Bucht Fiumicello gleich neben dem Dorf. (Bilder)

Die zwei Hafentage in Vibo Marina nutzten wir, um das Boot aussen gründlich zu reinigen und von der Asche zu befreien. Zusätzlich investierten wir die gewonnene Zeit für den längst anstehenden Coiffeurbesuch, Wäschewaschen und Servicearbeiten an den Fallwinschen, welche demontiert, gereinigt und neu gefettet werden mussten. Trotzdem waren wir heute happy, dass es wieder weitergeht, und so legen wir zeitig nach dem volltanken von der Marina ab und nehmen Kurs auf unser Tagesziel Cetraro. Traumhafte Segelbedingungen bringen uns die ersten 22sm flott voran, bis dann auch der Wind irgendwann gänzlich einschläft und wir für den Rest der Strecke unseren Motor Mister Yanmar bemühen müssen. Mit den letzten Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne fällt unser Anker in der vorgelagerten Bucht des Hafens Cetraro.

Da für die nächsten Tage W-Wind angesagt ist und sich an der offen Luvseitigen Kalabrienküste keinen geeigneten, geschützten Ankerplatz findet, entschliessen wir uns, einen Abstecher nach Vibo Marina einzuplanen. Am Morgen staunen wir nicht schlecht, als wir beim klar Schiff machen vor Stromboli unser Deck mit Asche gezuckert vorfinden. Was nach wenig aussieht, ist in Wirklichkeit ein unglaubliches Übel, da sich diese in der hintersten und allerletzten Ritze wiederfindet und kaum beseitigen lässt. Die vor uns liegenden 42sm legen wir leider auch heute wieder fast vollständig unter Motor zurück, nur die letzten 6sm vor dem Ziel konnten wir zur Bilanzaufbesserung noch unseren Gennaker setzten. (Bilder)

Der Tag erwacht mit einem wunderbaren Sonnenaufgang und taucht die Küstenkulisse in ein warmes Licht. Unsere heutige Etappe nach Stromboli ist mangels Wind unter Motor geplant und lässt uns genügend Zeit für ein gemütliches Frühstück auf unserer Sonnen Terrasse. Die 22sm liegen ohne Kurskorrektur nach gut 5 Std. ohne grosse Vorkommnisse hinter uns und wir verbringen die heutige Nacht direkt vor der Ortschaft Stromboli. Der Vulkan selbst verhält sich heute im Gegensatz zu unserem letzten Besuch hier im Oktober 22 erstaunlich ruhig und zeigt keinerlei Aktivitäten. Ein gutes oder schlechtes Vorzeichen? (Bilder)

Heute steht ein kleiner „Inselhupferl“ zur Nachbarinsel Lipari an. Die rund 6sm sind schnell hinter uns gebracht und wir ankern auf 5m Wassertiefe und kristallklarem Wasser direkt vor der Küste des Dörfchens Porticello.
Mit dem Dingi setzen wir zur ehemaligen Bimsstein Fabrik Pumex über und erkunden die verlassenen Produktions Ruinen und marschieren zur Bimsstein Schlucht. Eindrücklich und gleichzeitig erschreckend zugleich, wie quasi über Nacht die Produktion stillgelegt und verlassen wurde. Wir verbringen trotz offener Küste bei wenig Schwell eine ruhige Nacht vor eindrücklicher Ankerkulisse. (Album)

Nach einer zusätzlichen Nacht in der Marina hält uns heute morgen nichts mehr und wir wollen endlich raus. Alles klappt wie am Schnürchen und wir steuern happy, anfangs noch unter Motor, später für die letzten 10 sm unter Segeln Vulcano an, wo wir am frühen Nachmittag in der Bucht Ponente unseren Anker fallen lassen. Unser absolutes Highlight heute war der Besuch einer Delphin Familie bei der Überfahrt und die Sichtung einer ansehnlichen Schildkröte. (Bilder)

Eigentlich wäre heute Törnstart gewesen. Alles erledigt, am Morgen haben wir noch den Gennacker an unseren neuen Bartels Furler angeschlagen, alles passt perfekt. Also kurz darauf Leinen los, um diese 5 Minuten später wieder zu belegen. Was war passiert? Beim Manövrieren bemerkten wir, dass unsere Batterien für den Bug und Heckstrahler das Lebensende nach 11 Jahren erreicht haben. Hier in der Marina lassen sich diese besser organisieren als in einer einsamen Bucht, und wir hatten Glück. Die Werft hatte diese Lager und am Abend waren die beiden Helfer funktionsbereit eingebaut. (Bild)

Darf es auch mal ein wenig länger dauern? Wir staunten nicht schlecht, als wir 10 Tage vor unserer Abreise von dem spontan angekündigten Warnstreik der italienischen Eisenbahn Gewerkschaft erfuhren. Natürlich sollte dieser, wie schon bei unserer letzten Anreise im Herbst 22, genau an unserem Reisetag stattfinden. Nach einem ruhigen Flug (Bild) landeten wir pünktlich in Catania, von wo aus es zuerst mit dem Bus nach Messina und von da nach dem Umsteigen weiter nach Milazzo ging. Ab hier ging leider bis 19.00 Uhr nichts mehr, bis uns dann endlich der erste Zug Richtung Capo d'Orlando eine Mitfahr-Gelegenheit anbot. Mittlerweile waren wir bereits seit 15 Stunden unterwegs und es sollte nochmals mehr als 1 Stunde dauern, bis wir todmüde aber gesund auf unserer Bailadora ankamen.

Wir fliegen für eine Woche nach Sizilien und beauftragen die Werft mit einigen Unterhaltsarbeiten. Die Seewasserventile werden komplett ausgetauscht, und wichtig, endlich wieder wie ursprünglich im Auslieferungszustand vorgesehen montiert.(Bild) Wir selbst übernehmen den 1000h Yanmar Service mit zusätzlicher Kontrolle des Ventilspiels und des Wärmetauschers.(Bild) Zudem messen wir die Vorstaglänge für unsere neue Bartels Gennaker Top/Down Anlage aus.

Etwas verspätet aber bewusst geplant für diese Herbstsaison, trudeln wir nach einer, na sagen wir gelinde ausgedrückt, harten Anreise doch noch an unserem Liegeplatz ein. Bei über 35° im Schatten und einem Eisenbahn Generalstreik, bei dem wahrlich nicht mehr viel ging, war vor allem eines gefragt: Geduld und viel Wasser! Den zweiten Geburtstag unserer Enkeltochter am Vortag wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen, zumal wir unser Schätzchen Ilaria ja auch für einigen Wochen nicht mehr sehen würden. So gesehen liesen die schönen Gedanken an den Vorabend mit unseren Enkeln doch einiges von den Erschwernissen wegkompensieren ˃ Bericht ˃ Album

Nach einem ruhigen Flug sind wir nach der Winterpause freudig in der Marina Capo d`Orlando angekommen. Nur das Wetter zeigte sich, wie über den ganzen Winter durch, von seiner durchzogenen Seite. Kühl, regnerisch und ziemlich „luftig“ empfing uns die gepflegte Marina. Umso schöner war dafür der Anblick unserer Bailadora, welche die harten Bedingungen der Winterstürme quasi unbeschadet überstanden hat. Das vorbildliche Marinapersonal hat wirklich excellent dafür gesorgt, dass unserer und all den anderen Yachten nichts zu Schaden kam. Kein Vergleich zu den leidvollen Erfahrungen 2021 in der Marina s. Maria di Leuca! ˃ Bild

Da waren sie nun, die letzten offiziellen Ferien vor unserem Abenteur als „ Pensionisti ”. Zwei Wochen wurden für die noch offenen Arbeiten eingeplant und die Zeit reichte knapp, unsere Projekte erfolgreich abzuschliessen. Nach einer intensiven Zeit überwiegte am Schluss die Freude über eine effizient funktionierende Solaranlage und eine schicke Windpilot Steueranlage, die neu unsere Heck ziert. ˃ Bild